Betriebsergebnisse rechtfertigen ordentlichen Lohn- und Gehaltsabschluss
Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 170.000 Beschäftigten in der Metallindustrie starten am 30. September mit der Forderungsübergabe. Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich wird heuer bei den Forderungen der Gewerkschaften GPA-djp und PRO-GE ganz oben stehen.
Steigende Produktivität
Die Betriebsergebnisse der Unternehmen sind auch in der Krise überwiegend positiv, die Produktivität ist zuletzt stark angestiegen.
Eine ordentliche Lohn- und Gehaltserhöhung ist mehr als gerechtfertigt,
betont GPA-djp Chefverhandler, Karl Proyer.
Überstunden reduzieren
Neben einer Arbeitszeitverkürzung geht es der Gewerkschaft auch darum, dass Überstunden und Zeitguthaben reduziert werden. Die Industrie hat in der Krise 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätze abgebaut, trotz Anspringens der Konjunktur werden Wiedereinstellungszusagen nicht eingehalten. Stattdessen werden Leiharbeiter eingestellt und mit weniger Mitarbeitern Überstunden gefahren. Um Arbeitsplätze und Beschäftigung zu sichern, ist es daher wichtig, dass die tatsächliche Arbeitszeit an die kollektivvertraglich vereinbarte Arbeitszeit (38,5 Stunden) angeglichen wird.
Flexibilisierungsmodell der Arbeitgeber kein Thema
Das bei der letzten Verhandlungsrunde vorgeschlagene Flexibilisierungsmodell der Arbeitgeber würde den Entfall von Zuschlägen bedeuten und ist mit Sicherheit kein Verhandlungsthema,
betont Proyer.
Die Arbeitgeber verlangten längere Durchrechnungszeiträume für Überstundenleistungen, die von den Gewerkschaften geforderte Arbeitszeitverkürzung wollten sie nicht akzeptieren. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst 2009 wurde zunächst vereinbart, bis Mai 2010 eine Einigung über flexiblere Arbeitszeiten zu erzielen. Die Verhandlungen scheiterten schließlich im April an der unnachgiebigen Haltung der Arbeitgeber.
Dass sich die österreichische Wirtschaft die Lohn- und Gehaltsabschlüsse des vergangenen Jahres sehr wohl leisten konnte, das zeigen die aktuellen Unternehmensergebnisse.
Die Absicherung einer kontinuierlichen Einkommensentwicklung war in Wirklichkeit ein wichtiger Krisenbewältigungsbeitrag. Bei keiner der anstehenden Lohn- und Gehaltsrunden haben die Gewerkschaften irgendwelche Versprechen einzulösen. Die Industrie soll endlich ihr Krisengejammer aufgeben und die zuletzt gute Wirtschaftsentwicklung durch positive Signale an die Beschäftigten, die durch ihr Engagement einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, weiter stärken,
kritisieren die Vorsitzenden der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer, und der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Wolfgang Katzian, die heutigen Aussagen des Präsidenten der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, und seines Generalsekretärs Markus Beyrer.
“Der Vorschlag der Industriellenvereinigung, die herbstlichen Lohn- und Gehaltsverhandlungen originellerweise wieder mit Flexibilisierungs-forderungen zur Kürzung der Überstundenzuschläge zu beginnen, wird uns sicher nicht unerwartet treffen, ein wirklicher Beitrag zu Verhandlungslösungen sieht aber anders aus. Zum Glück sitzen Spitzenrepräsentanten der Industriellenvereinigung bei den Lohn- und Gehaltsrunden nicht mit am Verhandlungstisch. Ich vertraue darauf, dass die bewährten Verhandlungsteams auch heuer wieder zu einer guten Lösung im Interesse des Industriestandortes Österreich finden werden” so Wimmer.
“Einer sinnvollen Flexibilisierung der Arbeitszeit hat sich die Gewerkschaft nie verschlossen. Jeder Versuch, mit Flexibilisierungsschritten die Einkommen der Beschäftigten zu schmälern, ist bisher gescheitert und wird auch weiterhin scheitern. Die Ankündigungen von Sorger & Co. geben wenig Hoffnung auf einen vernünftigen Verhandlungsverlauf im Herbst”, ergänzt GPA-djp-Vorsitzender Katzian.