AUVA-Software als Gefahr für Patienten

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Artikel aus der  Kronen Zeitung, 22.10.2025 (S. 16):

Verschwindende Daten, Fehlerquellen bei Diagnose und Medikamenten und enormer Aufwand in Spitälern: Folgen einer Software, die nun auch in Wien installiert wurde.

Eine Katastrophe! Für die Software muss jeder hier täglich den Kopf hinhalten – und alles dauert viermal so lang wie früher.

Ein Arzt in einem Wiener AUVA-Spital

Nur mit enormer Mehrarbeit konnten Ärzteschaft und Pflege bisher verhindern, dass die neue Software „KIM“ für Patienten fatale Folgen hatte. Schon seit der Einführung in den ersten Spitälern gab es Warnungen. Sie verhallten ungehört. Nun ist das System in Wien angekommen.

Dass zuletzt im Unfallkrankenhaus Meidling eine Leiche verwechselt wurde (die „Krone“ berichtete), hat aus Sicht der dort Arbeitenden irgendwann passieren müssen. Nachlässigkeit spielt dabei kaum eine Rolle – ein laut Insidern „katastrophales“ Software-System dafür umso mehr: Es kann auch zum Verschwinden von Verstorbenen aus Datenbanken führen. Gefahren für Lebende sind ebenso Alltag. Die Spitalsbelegschaft muss sie mit enormem Arbeitsaufwand so klein wie möglich halten.

Seit 2022 wurden AUVA-Häuser im ganzen Land stückweise auf die Software KIM (für Krankenhausinformationssystem Modular) umgestellt, heuer war auch Wien dran – obwohl bereits seit dem Jahr 2022 eine seitenlange Gefährdungsmeldung an die AUVA-Führung (Ausschnitte siehe oben) dazu vorliegt.

Die Warnungen aus der Gefährdungsmeldung sind drastisch: So müssen etwa alle Diagnosen für einen Patienten – bei schwer Verunfallten oder chronisch Kranken können das auch 20 oder mehr sein – immer wieder neu händisch eingegeben werden. Bei der Medikation verhält es sich ebenso.

Ein falscher Klick und das Malheur ist perfekt. Die Fehlergefahr wird noch dadurch erhöht, dass es kein Sicherheitsnetz gibt: Klickt man einmal auf der kleinen und unübersichtlichen Benutzeroberfläche daneben, wird etwa ein Linzer nach Salzburg zur Kontrolle bestellt und dann in beiden Spitälern vermisst. Fehler durch simples Vertippen lassen sich oft nicht korrigieren. Daten wie Laborbefunde verknüpft das Programm nicht – man muss selbst danach suchen.

Dass das Programm bisher für Patienten keine fatalen Folgen hatte, ist der Belegschaft zu verdanken, die KIMs Unzulänglichkeiten ausgleichen muss. Das lässt sich bemerken: Die Warteschlangen wurden seither länger, Ärzte können nur noch halb so viele Visiten absolvieren. Schon gibt es erste Kündigungen deshalb.

Die AUVA spricht von „Vorbehalten“ gegenüber KIM. Antworten zu den Punkten der drei Jahre alten Gefährdungsmeldung bleiben vage: Man habe generell zu KIM „sämtliche Rückmeldungen aufgenommen“ und werde diese „mit unserem externen Dienstleister abarbeiten“. Klarer ist die Antwort aus einem Wiener AUVA-Spital: „Man könnte die Gefährdungsmeldung eins zu eins heute so noch einmal schicken. In jedem anderen Betrieb gäbe es Konsequenzen.“

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